Afrika Kolloquium mit Felix Schürmann

22.10.2019 17:00

Eine neue Arche für die alte Ordnung: Die Tierumsiedlungen aus dem Flutungsgebiet der Kariba-Talsperre (Zentralafrikanische Föderation), 1958–1963

Felix Schürmann, Universität Erfurt

Dienstag, 22. Oktober 2019, 17.000 Uhr

Seminarraum 3, Institut für Afrikawissenschaften

In einer Nahbetrachtung der Umsiedlung von 7.000 Wildtieren aus der Kariba-Schlucht des Sambesi, durchgeführt von 1958 bis 1963, diskutiert der Vortrag die Zusammenhänge von Naturpolitik und Dekolonisation in Afrika. Indem die Wildbehörden der Zentralafrikanischen Föderation Tiere an neue Ufer übersetzten, so die These, suchten sie Naturschutzkonzepte kolonialer Provenienz in eine – zu dieser Zeit noch offene – nachkoloniale Zukunft zu übersetzen. Dabei half das attraktionelle Potenzial der Tiere wie auch des gewählten Instruments der Translokation unter Einsatz von Motorbooten und teils auch Betäubungsgewehren den Wildhütern, sich als Fortschrittsträger zu inszenieren und öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Anliegen und die dahinterliegenden Ideen zu generieren. Als frühe Anwendungsfälle neuartiger Verfahren des Naturschutzes wirkten die Tierumsiedlungen modellbildend auf nachfolgende Naturschutzmaßnahmen in Afrika und darüber hinaus. Dafür bildete die mediale Narrativierung und Visualisierung der Vorgänge eine entscheidende Voraussetzung; ein Schwerpunkt des Vortrags liegt entsprechend auf der Analyse zeitgenössischer Fotografien.

Felix Schürmann ist Projektleiter und Koordinator des Forschungsverbunds »Karten – Meere: Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus« am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die afrikanische Geschichte, die maritime Geschichte und die Geschichte globaler Verflechtungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. 2017 erschien die Monografie Der graue Unterstrom: Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas, 1770–1920.