Messan Tossa: Artefakte des Holocaust im afrikanischen Kontext

19.05.2021 15:00

Vortrag von Messa Tossa, Research Fellow am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien (VWI), kommentiert von Martina KOPF (Institut für Afrikawissenschaften)

 

Die zunehmende Verflechtung von Welten aufgrund der Überwindung realer Distanzen geht Hand in Hand mit der Übersetzung lokaler Eigenheiten in globale Repräsentationsmuster. Aufgrund dieser virtuellen Distanzlosigkeit werden Narrative des Zentrums auch zu globalen Paradigmen, die in der Folge Geltung für die Erklärung künftiger Erscheinungsformen analoger Realitäten entfalten.

Diese Feststellung trifft für das Thema Holocaust ebenso zu. Im Forschungsvorhaben Artefakte des Holocaust im afrikanischen Kontext werden dessen literarische Darstellungsmodi auch für die Dokumentation des Völkermordes in Ruanda herangezogen. Dieser Parallelismus ist so prägend, dass Robert Stockhammer in seinem Buch zum Völkermord in Ruanda vom „anderen Genozid“ spricht, womit er unmissverständlich auf den Holocaust Bezug nimmt. Das literarturwissenschaftliche Projekt zielt darauf ab, diese Vereinnahmung poetischer, ästhetischer, und formaler Indizien der Holocaustliteratur in der Fiktionalisierung des Völkermordes in Ruanda kritisch zu hinterfragen und so die Eigenheiten herauszufiltern.

Kommentiert von Martina Kopf

Messan Tossa forscht derzeit als Research Fellow am VWI. Er ist Mitarbeiter im Staatsarchiv Togos und Honorardozent in der Germanistikabteilung der Université de Lomé sowie ehemaliger Fellow deutscher Förderungseinrichtungen wie etwa des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Alexander von Humboldt Stiftung und der Staatsbibliothek zu Berlin. Im Jahr 2014 promovierte er am Institut für Germanistik der Université de Lomé. Neben vielen Artikeln publizierte er 2018 das Buch Friedensdiskurse in der neueren deutschsprachigen Literatur.

Martina Kopf ist Senior Lecturer für Afrikanische Literaturen und Elise-Richter Fellow des FWF an der Universität Wien. Sie forscht zu Fragen literarischer Zeugenschaft, post- und dekolonialem Feminismus und afrikanischen Perspektiven auf Entwicklung und humanitäre Hilfe, aktuell in einem Projekt über Konzepte von Entwicklung in kenianischer Literatur (https://kenyan-literature.univie.ac.at/)

Eine Veranstaltung organisiert vom Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien

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