Nachruf
Erich Sommerauer kam am 12. Jänner 1948 in Wien zur Welt, wo er 1967 seine schulische Ausbildung mit der Matura abschloss. Nach Ableistung des Präsenzdienstes beim österreichischen Bundesheer inskribierte er 1969 das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien und arbeitete gleichzeitig im kaufmännischen Bereich als Referent an der Genossenschaftlichen Zentralbank. Während einer seiner Mittagspausen lernte er Professor Hans Günther Mukarovsky kennen, der nach der Trennung des Instituts für Ägyptologie und Afrikanistik 1978 zum ersten Vorstand des nunmehr eigenständigen Instituts für Afrikanistik (heute Afrikawissenschaften) ernannt wurde.
Diese Begegnung sollte sein weiteres Leben verändern, zumal Erich Sommerauer auch eine familiäre Beziehung zu Afrika hatte, da sein Vater seit 1957 als Ingenieur an der Rhokana-Mine in Zambia tätig war. Seinen breit gefächerten Interessen Rechnung tragend, gab er das Studium der Rechtswissenschaften auf und belegte an der damaligen Philosophischen Fakultät der Universität Wien die Fächer Afrikanistik, Alte Geschichte und Antike Numismatik. Seine Leidenschaft gehörte aber der Afrikanistik, an der er schließlich 1986 mit seiner Dissertation „Kenneth David Kaunda und die Philosophie des Zambischen Humanismus“ promovierte.
Bereits im Jahr 1971 trat er in den Staatsdienst an der Universitätsbibliothek Wien als Vertragsbediensteter am Institut für Soziologie ein, wo er 1973 die Dienstprüfung für den Gehobenen Bibliotheksdienst mit Auszeichnung ablegte und bis 1980 als Leiter der Institutsbibliothek fungierte. Danach als Bibliothekar den Instituten für Afrikanistik, Ägyptologie, Romanistik und Indologie zugeordnet, legte er 1988 die Dienstprüfung für den Höheren Bibliotheksdienst mit der Publikation „Der Nachlaß Reinisch in der Österreichischen Nationalbibliothek“ mit Auszeichnung ab. Er wurde zum Leiter der Fachbibliothek für Afrikanistik ernannt, wobei aufgrund der Genese des Instituts – das ja bis 1978 mit der Ägyptologie vereint war – eine Aufteilung der Agenden zwischen der Afrikanistik und der Ägyptologie erfolgte.
Im Jahr 1992 war Erich Sommerauer Mitherausgeber der Festschrift „Komparative Afrikanistik. Sprach-, geschichts- und literaturwissenschaftliche Aufsätze zu Ehren von Hans G. Mukarovsky anläßlich seines 70. Geburtstags“, die dem Jubilar noch kurz vor seinem Tod persönlich überreicht werden konnte.
Nach der Übersiedlung des Instituts an den Universitätscampus im Jahr 1998, in deren Folge 2005 die Bibliothek mit jener des Instituts für Orientalistik zur Fachbereichsbibliothek Afrikawissenschaften und Orientalistik zusammengelegt wurde, fungierte er als deren Leiter bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2008. Ab dem Wintersemester 1999 übernahm er auch für einige Jahre Lehraufträge, in denen er gemeinsam mit weiteren Lehrenden den Studienanfänger*innen das Studium der Afrikanistik näherbrachte.
In Erinnerung bleibt Erich Sommerauer nicht nur durch sein breit gefächertes und nahezu unerschöpfliches Wissen, das er gerne mit Studierenden und Kolleg*innen teilte, sondern auch durch seine gesellige und joviale Art. Insbesondere bleibt er uns auch als Chronist des Instituts in lieber Erinnerung, wobei er seine persönlichen Erfahrungen einfließen lassen konnte. Dies spiegelte sich auch in seinen oft launigen Publikationen wider, die nicht zuletzt einen Beitrag zur Geschichte der Universität Wien darstellen.
Abschließend seien noch einige persönliche Worte gestattet. Erich Sommerauer und ich waren auch „Nachbarn“, unsere Wohnungen nur durch wenige Gassen getrennt, in Gersthof im 18. Wiener Gemeindebezirk. Oft fuhren wir gemeinsam mit der Straßenbahn an unser Institut und überbrückten die Zeit immer mit interessanten Gesprächen. Erich Sommerauer hat sich nach seiner Pensionierung in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen; die Erinnerung an ihn bleibt am Institut lebendig.
Michael Zach