Gäste: Dr. Arno Sonderegger, Historiker am Institut für Afrikawissenschaften, Universität Wien & Irène Hochauer-Kpoda, Initiatorin Mini Fespaco de Vienne.
Moderation: Marina Wetzlmaier
Der Afrikatag am 25. Mai erinnert an die Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit, der OAU, vor genau 60 Jahren und gilt in vielen Ländern Afrikas als Feiertag. Er erinnert an die Zeit der Dekolonisierung und der Befreiungsbewegungen, die den Idealen eines Panafrikanismus folgten - einer angestrebten Einheit und Solidarität der afrikanischen Staaten, verbunden mit dem Wunsch, als geeinte Stimme des Kontinents aufzutreten. Auch die Nachfolge-Organisation der OAU, die Afrikanische Union (AU), möchte Afrikas Position auf der globalen Bühne stärken und mit 55 Mitgliedsstaaten und 1,4 Milliarden Menschen ein gewichtiger Faktor sein.
Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz ließ in diesem Zusammenhang aufhorchen: Er sei für die Aufnahme der Afrikanischen Union in die G20, den informellen Zusammenschluss der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Auch US-Präsident Joe Biden sowie der französische Präsident Emmanuel Macron befürworteten in der Vergangenheit einen G20-Sitz für die AU. In dem Forum ist neben 19 Staaten die EU mit eigenem Sitz vertreten, einziges afrikanisches Mitglied ist Südafrika.
Dabei sei Afrika für die EU ein wichtiger Partner, wie politische Vertreterinnen und Vertreter aus Europa nicht müde werden zu betonen. Zu den gemeinsamen Interessen zählt die Lösung von Konflikten wie aktuell im Sudan. Für die Klimapolitik und die Produktion von erneuerbarer Energie gewinnt Afrika ebenfalls an Bedeutung. In Bezug auf Handel und Infrastrukturprojekte hat allerdings China als wichtigster Partner Europa verdrängt.
Während Europa stets eine "Partnerschaft auf Augenhöhe" hervorhebt, sprechen Kritiker von einem ungleichen Machtverhältnis. Welche Interessen hat Europa an oder in Afrika? Und mit welchen Erwartungen blickt Afrika auf Europa? Wie kann eine Beziehung "auf Augenhöhe" aussehen? Kann Afrika mit "geeinter Stimme" sprechen und welche Rolle spielt der Panafrikanismus heute?
Über diese Fragen diskutieren der Historiker Arno Sonderegger und die Eventmanagerin und Kulturveranstalterin Irène Hochauer-Kpoda als Gäste von Marina Wetzlmaier.
Arno Sonderegger bezeichnet die Gründung der OAU 1963 weniger als Institutionalisierung des Panafrikanismus, sondern vielmehr als dessen Scheitern. Irène Hochauer-Kpoda organisiert in Wien das panafrikanische Filmfestival Mini Fespaco de Vienne - sie sagt, Panafrikanismus sei heute notwendiger denn je und betont die zentrale Rolle der Diaspora.