WORKSHOP: „Reisen und darüber schreiben – Formen der Verschriftlichung von Mobilitätserfahrungen vom 18. bis ins 21. Jahrhundert“

30.11.2018

Seit es schriftliche Belege gibt, berichten Menschen über ihre Erfahrungen auf Reisen: Zur Dokumentation, als Hilfsmittel für andere Reisende, zur Belehrung, später auch zur Unterhaltung oder als Teil der Autobiographie. Dabei können schriftliche Berichte über Reisen und Mobilität in ganz unterschiedlicher Form verfasst sein – vom klassischen Reisebericht bis zum Blog.

Das Schreiben über das Reisen scheint vielen ein Bedürfnis zu sein; dass das Lesen von solchen Berichten viele LeserInnen findet, zeigen neben der langen Geschichte des Genres – dessen Wurzeln in die Antike zurückreichen – auch seine Phasen großer Popularität, wie zum Beispiel vom Ende des 18. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein.

Der Reisebericht hat sich über die Jahrhunderte immer wieder verändert: Er war erst gleichzeitig Reiserführer und -bericht und hatte eher wissenschaftlich-enzyklopädischen Charakter, das Sammeln von Daten und Fakten (Wissen) stand im Vordergrund, bis ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das reisende Ich in den Vordergrund rückte und der Eindruck, den es auf der Reise erlebte. Mit der wachsenden Popularität mussten die AutorInnen ab der Wende zum 19. Jahrhundert zunehmend ihren individuellen Zugang zum Genre finden, sei es bei der Wahl des zu Beschreibenden, sei es bei der Form des Berichts.

Veränderte Formen des Reisens haben zudem den Bericht darüber verändert – so kann zum Beispiel wer mit dem Hochgeschwindigkeitszug oder dem Flugzeug schneller größere Distanzen zurücklegt, Berichte über Orte in verschiedenen Erdteilen in einer Reisebeschreibung vereinen. Ebenso hatten und haben mediale Entwicklungen Auswirkungen auf den Reisebericht, sei es die Entwicklung von Zeitschriften, die vor der Buchpublikation die Veröffentlichung einzelner Teile des Berichts ermöglichten, seien es elektronische Medien, die neue Plattform für das Berichten von Reisen bieten bzw. ebenfalls Erstpublikationsmöglichkeit sind. Letztere führen auch dazu, dass Reiseberichte zunehmend noch während der Reise verfasst werden.

Im eintägigen Workshop werden Primärtexte unterschiedlicher Form (Buch, Zeitschriftenpublikation, Reportage, Blogs etc.) und aus diversen geographischen und zeitlichen Kontexten (mit Schwerpunkt 18.-21. Jahrhundert) gemeinsam analysiert. Dabei soll vor allem die Vielfältigkeit des Genres im Vordergrund stehen und anhand der Texte besprochen werden, welche Konstanten sich festmachen lassen bzw. welche Evolutionen den Reisebericht auf welche Weise verändert haben. Gleichzeitig soll die Funktion der Berichte besprochen werden und die Frage, wie sich diese auf die Inhalte und die Gestaltung der Texte auswirkt.

Die Primärtexte werden jeweils kurz vorgestellt, bevor der Workshop vor allem zum gemeinsamen Austausch über die konkreten Beispiele für Verschriftlichungen von Mobilitätserfahrungen genutzt werden soll.

Wir freuen uns über Textvorschläge für die gemeinsame Lektüre im Workshop (ca. 2-10 Seiten), die jeweils kurz eingeführt werden sollten (max. 10 Minuten für die Einführung).

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag mit einem kurzen Begleittext (max. 1 Seite), aus dem hervorgehen soll, warum der Text für die Diskussion im Workshop besonders geeignet ist, bis 1. Oktober 2018 an Birgit Englert birgit.englert@univie.ac.at und Sandra Vlasta savlasta@uni-mainz.de.

Auch wenn Sie ohne eigenen Textvorschlag Interesse an der Workshopteilnahme haben, melden Sie sich bitte bis 1. Oktober 2018 per Email bei den OrganisatorInnen.

Eine Veranstaltung der Forschungsplattform „Mobile Kulturen und Gesellschaften“,Universität Wien, https://mobilecultures.univie.ac.at/ in Kooperation mit dem

Marie-Sklodowska-Curie-Projekt European Travel Writing in Context, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, https://travelwriting.uni-mainz.de/

Organisation: Sandra Vlasta (Mainz), Birgit Englert (Wien)

Location:
Seminarraum 4, Institut für Afrikawissenschaften