Afrika Kolloquium mit Antje Daniel

26.03.2019 17:00

Vortrag: "Dekolonial und intersektional? Die Studierendenbewegung in Südafrika" von Prof. Antje Daniel vom Institut für Internationale Entwicklung

Am 09.03.2015 bewarf Chumani Maxwell die Statue von Cecil Rhodes am Universitätsgelände der University of Cape Town mit Fäkalien und markierte damit die Geburtsstunde der Studierendenbewegung #Rhodes Must Fall und #Fees Must Fall. Die Proteste, welche mit diesem symbolischen Akt des Widerstandes begannen, entwickelten sich zu landesweiten Protesten und bewirkten im Jahr 2017 die Einführung freier tertiärer Bildung für sozioökonomisch benachteiligte Studierende. Der Wurf von Fäkalien auf die Statue drückt auf symbolischer Ebene den Widerstand gegen das koloniale Erbe aus. Rhodes steht für dieses imperiale System, welches mit der Ausbeutung der lokalen Bevölkerung einherging. Studierende sehen mit Referenz auf Dekolonialisierung auch im post-Apartheitssystem eine Fortsetzung der traumatischen Geschichte, der Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung, welche alle Lebensbereiche und somit die universitäre Bildung umfasst. In ihren Forderungen nach kostenloser tertiärer Bildung, der Entmachtung des universitären Raumes und für die Überwindung von Herrschaftsstrukturen, welche zur Benachteiligung von schwarzen Studierenden führen, nimmt die Studierendenbewegung von Beginn an eine intersektionelle Perspektive ein. Aufgrund dieses Selbstverständnisses, wurde die Beteiligung von vermeintlich benachteiligten Studierenden, wie Frauen und LGBTQI* Aktivist*innen begrüßt. Jenseits dieses Selbstverständnisses existieren in der Studierendenbewegung unterschiedliche Deutungen von Dekolonalisierung. Diese variierenden Bedeutungen und ihre Ambivalenzen sollen in dem Artikel in den Blick genommen werden. Zunehmend gewannen patriarchale Argumente in der Studierendenbewegung an Bedeutung und schränkten die Pluralität der Deutungen von Dekolonialisierung ein, drängten intersektioneller Argumente zurück und führten schließlich zum Ausschluss vor allem jener Gruppen, nämlich von radikalen Feminist*innen und LGBTQI* Aktivist*innen, deren Beteiligung zu Beginn gefördert wurde. Der Vortrag analysiert die Entwicklung dieser Machtdynamiken und zeigt die Entstehung von Exklusionsmechanismen auf. An dieser Stelle wird der theoretisch-konzeptionelle Ansatz des Beitrages deutlich, indem er einerseits die Deutungen von Intersektionalität und Dekolonialität herausarbeitet und andererseits die entstehende Dominanz mancher Deutungen und damit verbundene Machstrukturen im Protestverlauf in den Blick nimmt. 

Organiser:
Institut für Afrikawissenschaften, Chair: Birgit Englert
Location:
Seminarraum 3