Afrika Kolloquium Work-in-progress: „Afrikanische Gewerkschaften und die internationale Gewerkschaftsbewegung. Institutionen, Netzwerke und Mobilität im 'Goldenen Zeitalter' des Kalten Krieges, ca. 1957–1968“

07.12.2021 17:30

Immanuel R. Harisch

Dienstag, 7. Dezember 2021, 17.30 Uhr

Online: im Moodle des Instituts für Afrikawissenschaften

In dieser Dissertation geht es um den Aufbau und Betrieb von Bildungseinrichtungen, der Herausbildung von Gewerkschaftsnetzwerken, und der massiven Ausweitung gewerkschaftlicher Mobilitäten, die aus dem intensiven Engagement der internationalen Gewerkschaftsbewegung mit afrikanischen Gewerkschaften in den 1950er und 1960er Jahren des Kalten Krieges resultierten. Innerhalb von kurzer Zeit entstanden in den Anfangsjahren dieses „Goldenen Zeitalters“, befeuert durch die antikolonialen Bewegungen am afrikanischen Kontinent und der globale Systemkonkurrenz zwischen Internationaler Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) und Weltgewerkschaftsbund (WGB), rund um den Globus prestigeträchtige Gewerkschaftscolleges, die afrikanische GewerkschafterInnen ausbildeten – deren Lehrpersonal und Curricula aber auch stark durch die KursteilnehmerInnen und AbsolventInnen unter häufiger Neuanpassung an spezifische Kontexte geprägt wurde. In einer synchron vergleichenden Perspektive basierend auf Archivalien der (inter)nationalen Gewerkschaftsbewegungen nähert sich meine Forschung drei dieser Institutionen im Detail: (1) dem „African Labour College“ des anti-kommunistischen IBFG in Kampala (1958–68), (2) der „African Workers‘ University“, ein joint venture der Pan-Westafrikanischen UGTAN (=Union générale des travailleurs d‘Afrique noire) mit dem kommunistisch-dominierten WGB in Conakry  (1959/60–1965) und (3) des „Ausländerinstitut“ an der FDGB (=Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) Gewerkschaftshochschule ‚Fritz Heckert‘ in Bernau bei Berlin (1959–1967/68).

Die komparative Perspektive auf diese Bildungsinstitutionen und involvierten AkteurInnen bildet den Nährboden für weiterführende Detailstudien zu den vielschichtigen und weitreichenden Gewerkschaftsnetzwerken und Mobilitäten afrikanischer Gewerkschafter und Alumni in und mit der internationalen Gewerkschaftsbewegung: ghanaische und angolanische Gewerkschaftsfunktionäre wie J. A. Osei (Ghana TUC), Pascal Luvualu und Bernard Dombélé (UNTA=União Nacional dos Trabalhadores de Angola) hielten engen Kontakt mit dem Lehrpersonal und internationalen Abteilung des FDGB, während nigerianische Gewerkschaftsfunktionärinnen wie Agnes Adenowo die engen Bande mit dem IBFG und seinem Frauenkommittee für Bildungsaufenthalte in Kampala und Gewerkschaftsaktivismus innerhalb ihrer nationalen Gewerkschaftszentrale nutzten.

https://univienna.zoom.us/j/91860716326?pwd=WlQwRW9xbXpEVGJDeEpEaWNaajlRQT09