Im spätkolonialen Zambia wurden in den Städten große Wohnbauprojekte geplant, um Arbeiter und ihre Familien unterzubringen. Ein dauerhaftes Bleiberecht war für die Zuziehenden aber nicht vorgesehen. Afrikaner/innen in sambischen Städten waren aber weder als Hausbesitzende noch als Mietzahlende vorgesehen. Trotzdem erwuchs gerade in den Reihen der entstehenden urbanen Elite der Wunsch, Zugehörigkeit zur Stadt und zur entstehenden Nation zum Ausdruck zu bringen. Dies schlug sich auch im Wunsch nach einer eigenen Anschrift nieder – dem die Kolonialbehörden allerdings keine Priorität einräumten. Der Vortrag untersucht lebensgeschichtliche Zeugnisse, in denen der Wunsch nach einer Anschrift thematisiert wurde, und kolonialbehördliche Korrespondenz, die nach Gründen suchte, eine Anschrift zu verweigern.
Univ.-Prof. Dr. Kirsten Rüther ist Professorin für Geschichte und Gesellschaften Afrikas am Institut für Afrikawissenschaften an der Universität Wien. Sie interessiert sich für biographische Forschung und Lebensgeschichten ebenso wie für spätkolonialen Wohnungsbau in Zambia.