"Auf TikTok gegen Afrika-Klischees". Interview mit Arno Sonderegger

05.10.2022

Ö1 Radio Sendereihe PRAXIS - RELIGION UND GESELLSCHAFT

Sendetermin: Mittwoch, 05.10.2022, 16:05 Uhr.

oe1.orf.at/programm/20221005/694229/Auf-TikTok-gegen-Afrika-Klischees

Gestaltung: Lisa Ganglbaur.

1. TikTokerin Charity Ekezie: Mit Sarkasmus gegen Afrika-Klischees
Afrika und die Bilder im Kopf: weite Steppenlandschaften mit Wildtieren, Hütten mit Strohdächern, Hungersnöte und Hilfsprojekte. Stimmt nicht, zumindest nicht immer und überall, sagt die afrikanische TikTokerin Charity Ekezie. Mit ihren sarkastischen Antworten auf Fragen voller Klischees tritt die 31-jährige Nigerianerin auf ihrem TikTok-Account gegen Vorurteile und einen einseitigen Blick auf den afrikanischen Kontinent an. Mehr als 1,5 Millionen Menschen weltweit sehen ihre Videos, mit denen sie irritieren und aufklären will. Warum braucht es diese Art der Aufklärung überhaupt? Woher kommt das Bild eines Afrikas der Krisen, Kriege und Kulturlosigkeit? Der Afrikanist Arno Sondegger sieht die Ursachen dafür in der Kolonialisierung, Rassentheorien und einer bis heute asymmetrischen Einbindung Afrikas in die Weltwirtschaft.
Gestaltung: Lisa Ganglbaur

2. Achille Mbembe über religiöse Raubkunst und Kolonialismus
Eine Tradition der Geringschätzung afrikanischer Kulturleistungen ebenso wie indigener afrikanischer Spiritualität spiegelt sich auch im Umgang mit Raubkunst aus afrikanischen Ländern wider. Kunstvolle Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, meist aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897 stammend und von dort auf den Kunstmarkt gelangt, finden sich heute in Museen in aller Welt, auch im Weltmuseum Wien. Die Debatte um ihre Rückgabe an Nigeria hat der Frage der Restitution geraubter Kunstwerke viel Schwung verliehen. Der kamerunische Historiker und Politikwissenschaftler Achille Mbembe ist einer der führenden afrikanischen Intellektuellen und gilt als Vordenker des Postkolonialismus. Vor kurzem war Mbembe für eine Restitutions-Konferenz in Wien. Markus Veinfurter hat mit ihm über die religiöse Komponente in der Restitutionsdebatte gesprochen und über den Umgang der christlichen Kirchen mit der eigenen kolonialen Vergangenheit.

3. Kenia: Vorzugsschüler:innen aus dem Slum
Afrika hat viele Gesichter. Auch wirtschaftliche Not, prekäre Lebensumstände und Hunger gehören für manche Afrikanerinnen und Afrikaner zu ihrer Lebensrealität. Und nicht wegzudiskutieren ist auch eine Verantwortung reicher Länder, die einst - direkt oder indirekt - vom Kolonialismus profitiert haben oder bis heute afrikanische Bodenschätze und Ressourcen ausbeuten, in die Entwicklung dieser Länder zu investieren, etwa im Bereich der Bildung. Den Erfolg bringen allerdings vor allem die Menschen vor Ort, etwa in den "Schulen der Hoffnung" in Kenias Hauptstadt Nairobi. Das sind Schulen, die mitten im drittgrößten Slum Nairobis stehen und dennoch - oder gerade deswegen - zu den besten des Landes gehören. Das ist vor allem dem Engagement der Lehrer und Lehrerinnen und der Schulleitung zu verdanken, auch während der Corona-Krise. Unterstützt wird diese Initiative auch aus Österreich, von "Brot für die Welt", der entwicklungspolitischen Aktion der evangelischen Kirchen.
Gestaltung: Sandra Szabo